„Die Goffin hat ein bundesweites Netzwerk in der Automobil- und Zulieferindustrie und als Beteiligungsgesellschaft gute Referenzen in der praktischen Umsetzung und Markteinführung eigener Firmen und neuer Produkte,“ sagt Seeger. Der zweifache Vater, der nach dem Studium im Industrieanlagenbau praktische Erfahrung sammelt, entdeckt bald seine Stärke für knifflige Projekte mit hoher Komplexität.
Fast im zweijährigen Rhythmus wechselt er ab 1994 die Beratungsgesellschaften: Gemini in Bad Homburg, PWC in Frankfurt oder Deloitte in Düsseldorf sind Stationen, ehe er bei Axel Schröder & Partner im Süden Münchens sesshaft wird. Zwölf Jahre arbeitet er dort als Berater und Teilhaber. 2013 macht sich der gebürtige Düsseldorfer mit einem Partner in der Beratungsbranche selbstständig und kooperiert mit etablierten Büros wie Dr. Wieselhuber & Partner.
In der gesamtverantwortlichen Leitung baut er nun ab September bei der Goffin Holding in Köln den Geschäftsbereich Consulting aus. „Mit echten Industriepartnern im Rücken habe ich ein anderes Standing und kann den bundesweiten Fokus und Marktzugang ausbauen,“ begründet Seeger seinen Einstieg bei den Kölnern und die Rückkehr ins Rheinland. In die Kooperation bringt er zwei Projekte aus dem Landmaschinenbau in Österreich mit: Eine Firma in Oberösterreich, die Arbeitsgeräte für Bodenbearbeitung, Heuen und Säen herstellt, hat den Berater beauftragt, die Umsetzung einer Strategie zu begleiten.
Der Kontext: Der inhabergeführte Traditionsbetrieb mit 350 Millionen Euro Umsatz hat erstmals einen Fremdmanager, womit ein Kulturwandel einhergeht. „Ich habe mit den Bereichsleitern die zweite Führungsebene in den Prozess eingebunden,“ sagt Seeger. Dieser hat zwei Ziele: Durch Wachstum auf Dauer die Eigenständigkeit sicherstellen. Und systemrelevante Zulieferer dauerhaft an das Unternehmen binden. Dazu gehört, die Arbeitsgeräte smarter zu machen, Stichwort Vernetzung, und im Vertrieb neben den Händlern die Landwirte direkt zu erreichen.
Auch das zweite Projekt betrifft Landmaschinen in der Alpenrepublik: Der Produzent ist Marktführer bei Parzellenmähdreschern, die bei der Zucht von und Forschung für Saatgut zum Einsatz kommen. Die Mähdrescher garantieren auf kleinen Flächen präzise Qualität zum sortenreinen Arbeiten, werden aber bislang sehr zeit- und kostenintensiv kundenspezifisch gefertigt. So gibt es etwa gleichzeitig mehrere technische Lösungen für das Chassis, um bei hohem Anspruch an Maschinenrobustheit und Funktionalität gleichzeitig die Transportfähigkeit der Maschine sicherzustellen.
Seegers Aufgabe ist es nun, eine Plattformstrategie zu kreieren, die Rasterprinzipien für drei Basismodelle definiert, die das gesamte Spektrum der Optionen abdecken. Der Kunde wählt dann eine dieser Varianten und benötigt bestenfalls noch ein, zwei Adaptionen. „Das schafft Kostensicherheit, verbessert die Verfügbarkeit und ist transparent im Vertrieb,“ so der Unternehmensberater, der seine Expertise bspw. auf artverwandte Biogasanlagen übertragen kann.
Solche hat die Goffin-Gruppe unter dem Namen Goffin Energy im Programm. Das Bio-Kraftwerk basiert auf einem Container und ist universal betreibbar mit Grünschnitt, altem Pommes-Fett oder Retouren-Backwaren. Unter DeVeTec vertreiben die Kölner Kraftwerke, die Abwärme im Temperaturkorridor von 250 bis 400 Grad in Energie umwandeln. Und mit Quick-Move haben sie eine modulare Förderlösung im Programm, die platzsparend unter der Hallendecke oder an der Wand installiert werden kann.
„Üblicherweise dauert die Umsetzung eines Consulting-Projektes ein bis zwei Jahre,“ sagt Seeger. Wegen unterschiedlicher Größen und Phasen seien ein bis drei Projekte parallel seine gewohnte Schlagzahl. Das hänge auch von der Assistenz ab, die ihm der Kunde gewährt, und die er aus seiner Organisation mitbringt oder im Einzelfall als Expertenwissen zukauft. Gerade diese Vielzahl an Nebenaufgaben, bis hin zur Akquise von Folgeaufträgen, spreche für den Verbund mit Goffin, wo der 55-Jährige vielfältigst auf deren Ressourcen und Netzwerk zugreifen und Strukturen jetzt im Aufbau auch gestalten kann.
In der Regel stoße er bei den technologieorientierten Kundenunternehmen auf offene Ohren, weil diese ja bereits erfolgreich sind und mit seiner Hilfe noch besser werden wollen. „Deren Mitarbeiter sind den permanenten Wandel gewohnt und sehen mich eher als Unterstützer denn als Einmischer und Besserwisser,“ so Seeger. In Restrukturierungsprozessen sei der Empfang verhaltener. „Es ist immer wichtig, schnell Vertrauen aufzubauen,“ sagt der Fachmann. Das macht er, in dem er sich als Mensch zeigt, über seine Motive spricht, transparent führt und seine Kompetenz entfaltet. Und wenn es in einem Projekt ganz schwierig wird: „Nichts unter den Tisch kehren. Viel reden, viel kommunizieren, viel miteinander arbeiten.“
Sein Meisterstück in Sachen Komplexität hat Seeger bei einem weltweit führenden Automobilzulieferer in der Umformtechnik abgelegt: Dort reorganisierte der Verfahrenstechniker an vielen Standorten international mit vielen Geschäftseinheiten samt Vor- und Serienentwicklung große Teile der gesamten Firmenstruktur binnen zweier Jahre. Das erforderte, auch viele Geschäftsführer und Standortleiter in den unterschiedlichsten Kulturen mitzunehmen.
Das Erfolgsrezept von Goffin Consult-Leiter Dr. Frank Seeger: „Nichts unter den Tisch kehren. Viel reden, viel kommunizieren, viel miteinander arbeiten.“
FOTO: Wintersteiger
